#2 Steinbock
Der Steinbock wird oft als König der Berge bezeichnet, seine Kletterkünste sind auch Kinder bekannt, sein Majestätisches auftreten lässt auch den ruhigsten Herz höher schlagen. Ich hatte diesen Sommer die Ehre ganz nah an einer Gruppe Steinböcke zu Fotografieren… eigentlich war ich sogar mittendrin!
Als begeisteter Wanderer und Bergmensch wollte ich schon immer einen Steinbock in freier Natur fotografieren. In all meinen Ausgänge hatte ich noch nie das Glück einen Steinbock zu sehen. Traurig. Eines Tages bekahm ich eine Nachricht wo mir jemand Fragte ob ich auch ein Steinbock-Foto im Portfolio hätte, das Apparthotel suchte eins als Deko. Der Gedanke lies mich den ganzen Tag nicht los und irgendwann fiel mir ein das ich mal auf Instagram ein paar tolle Bilder der besagten Tiere gesehen hatte. Kurz gesucht und gefunden! Und ja die wurden nicht weit entfernt geschossen. Es dauerte nur ein paar Minuten und ich hatte die Location, direkt vom Fotografen. Ich bin ihn heute noch so unfassbar dankbar!
Gleich am nächsten Nachmittag fuhr ich gut gerüstet zum Ausgangspunkt der Wanderung die mich hoffentlich zu den Königen bringen sollte. Nach nur 20min hatte ich schon alle Hände voll zu tun mit drei Gämsen die neben dem Weg standen… Weiter ging es bergauf und schon von Weiten sah ich eine Herde Steinböke an einen kleinen Hang neben dem Weg. Ich wusste schon das sie nicht scheu sind aber das was ich an dem Abend erlebte war unfassbar! Ich stand da auf dem Wanderweg und die Weibchen mit den Jungtieren fingen an um mich herum zu spazieren. Ich war mitten drin, zwischen 15 Alpen Steinböcke. Ich verbrachte dort gute 2 Stunden, Probierte alle möglichen Perspektiven und Kamera Einstellungen. Ich ging auch noch ein bischen weiter und da standen auf einer Wiese nochmal 10 Exemplare! Videos, Fotos und Instastorys am laufendem Band. Keine Tarnung oder Versteck, einfach so als ob ich Menschen portraitieren würde.
An dem Abend entstanden meine, bis jetzt, Lieblingsbilder.
Zwar sind Steinböcke nicht scheue Tiere aber trotzdem muss man sie mit Respekt behandeln wie jedes andere Tier. In ihr Gebiet spazieren sollte immer gut überlegt werden und die Monate April bis ende Mai meiden. In den Monaten werden Kitze gebohren und das ist die Empfindlichste Zeit. Oft trifft man sie direkt am Weg und sind garnicht von eurer Präsenz beeindruckt, was es relativ leicht macht sie zu Fotografieren (wenn man einen trifft). Wie ihr sicherlich schon wißt leben die im Hochgebirge, da braucht es körperliche Kondition. In heissen Sommertage stehen die in schattigen Hänge und mögen es sogr bis an die Baumgrenze runter zu Wandern um frisches und fettes Gras zu essen. Floitental oder Karwendel gelten als gute Gebiete, genauere Angaben werde ich aber nicht machen, zum Schutz der Tiere.
Probiert verschiedene Settings aus, mein favourit: Portrait. Auf Nummer sicher ist es immer mit einer langen Brennweite, wie 300mm oder klassische Wildlife-Linse bis 600mm. Ich leibe mein 300mm. Macht es gleich wie bei Menschen, mit etwas Planung und Glück geht das auch mit einer kürzeren Brennweite wie 105-135mm. Offene Blände wie f2,8 oder noch niedriger f-Zahl (ab 300mm auch f4) um das “Model” vom Hintergrund zu isolieren. Somit habt ihr ein voll fokusiertes Gesicht (am besten die Augen scharf stellen) und einen verschwommenes Hintergrund. Das rückt das Auge des Betrachter direkt in die Augen des Tieres, denn das menschliche Gehirn konzentriert sich zuerst auf Hellere und Scharfe (in Fokus) Bereiche. Oder seit kreativ und versucht eine Bildkomposition mit Steinbock und Landschaft. Mit Weitwinkel-Objektiv und geschlossener Blende (f8-11) habt ihr alles im Fokus. In meiner Bildgalerie findet ihr ein paar Beispiele beider Techniken.
Verschlusszeit stelle ich immer Manuell ein je nachdem ob ich mit Stativ oder Freihand arbeite und je nach Brennweite. Die Faustregel sagt: Verschlusszeit mindestens wie die MM Zahl des Objektiv. Das heißt 50mm = 1/50s, 200mm = 1/200s und so weiter. Das reduziert das Risiko von verwackelte Bilder. Mann kann mit sehr langsamen Verschlusszeiten aber auch kreative Effekte erziehlen, wenn z.B. fleißendes Wasser im Bild ist oder beim “Panning”. Aber dazu mehr in den nächsten Blogs…
Und nun zum dritten wichtigen Parameter: ISO. Der ISO Wert simuliert die Lichtempfindlichkeit der alten Filmrollen. Je Höher die Zahl, desto mehr licht nimmt der Sensor auf aber auch das sogennante Rauschen nimmt zu. Je nach Kamera ist bei zu hoher ISO da Bild nahezu unbrauchbar da es nicht mehr scharf ist und vor allem in den dunklen Bereichen, ein körniges Muster (Bildrauschen) auftaucht. Am besten die ISO und Verschlusszeit so niedrig wie möglich halten. Ich persönlich benutze immer ISO Automatik, da stellt die Kamera für mich den bessten ISO Wert ein. Man kann ich dann ganz einfach mit der Belichtungs Kompensation (EV +/-) regulieren.
Und habt ihr schon einen der 4500 Österreichischen Alpensteinböcke gesehen?